Seit Wochen schon fragten sich 90% des Chores, wo wir denn dieses Wochenende verbringen werden.
Wir starteten pünktlich 15.30 Uhr mit 19 fröhlichen Sängern. David unseren Busfahrer kannten wir schon. Er hatte uns im letzten Jahr nach Zwönitz begleitet.
Die Fahrt verlief entspannt und bekannt feuchtfröhlich. Ein kleines Päuschen hier, leckerer Kaffee da... Unterwegs hat sich dann auch das Rätsel gelöst: Wir fahren zu den Räubern in den Spessart, für ein spannendes Wochenende.
Kurz vor dem Ziel standen wir plötzlich vor Sperrschildern: Baustelle... Die Wendemöglichkeit ist schnell geschafft, Harald und Wolfgang räumten kurzer Hand die Warnbaken zur Seite, David ganz lässig zweimal vor und zurück und schon sind wir wieder in der richtigen Richtung unterwegs und folgten der Umleitung. Noch ein dreiviertel Stündchen und dann sollten wir da sein.
Wir folgten der Beschilderung in Salmünster, die uns bergauf und durch enge Straßen leitete. In einer Sackgasse dann, oben am Wald, das letzte Haus am Platz sollte unser Ziel sein: das "Landhotel Betz"
Von außen wirkte unser zu Hause für die nächsten 2 Tage erstmal wenig gemütlich; eher wie eine Kurklinik, wie es viele hier am Hang gab. Doch im Inneren wurden wir freudig überrascht: alles sauber, gemütlich und modern.
Wir wurden freundlich und herzlich willkommen geheißen, von Mitarbeitern und der Chefin persönlich begrüßt.
Ein bisschen k.o., aber total glücklich angekommen zu sein und mit der Vorspannung auf die nächsten Tage bezogen wir schnell unsere Zimmer. Ein bisschen frisch gemacht, den herrlichen Weitblick vom Balkon aus genossen und dann ging's auch schon zum Essen, das hervorragend schmeckte hervorragend. [ Wir wurden übrigens jeden Tag auf das Beste verköstigt!]
Den Abend ließen wir gemütlich bei Bier und Wein auf der Terrasse ausklingen. Für manchen war die Nacht recht kurz, die einen fanden kein Ende beim Philosophieren, andere wurden durch Partys unter ihren Fenstern wach gehalten.
Ein traumhafter Sonnenaufgang und die Aufregung auf den kommen Tag weckten uns früh. So hatten ein paar unter uns noch Zeit für ein erfrischendes Morgenbad im Pool.
Nach dem köstlichen Frühstück war es auch schon Zeit für unseren ersten Programm-Höhepunkt.
Frau Münzel, eine ausgebildete Stimmbildnerin, wollte uns an diesem Samstagvormittag ein paar Tipps und Tricks verraten, um unser chorisches Klangbild zu verbessern.
Wie vor jedem guten Training heißt es auch hier erst einmal aufwärmen: Wir suchten draußen ein schattiges Plätzchen und versammelten uns im Morgenkreis. Für Außenstehende mögen die nun folgenden Übungen mit teilweiser Tonbegleitung wie die Morgenandacht einer Sekte gewirkt haben. Für uns waren sie nicht nur lustig, sondern haben uns wirklich gezeigt, dass man dadurch im Kopf- und Hals-Bereich viel lockerer wird und mehr Raum für die Resonanz gewinnt.
Sehr kurzweilig und bildlich brachte Frau Münzel uns die korrekte Vokalbildung und richtige Atemtechnik näher: "Mein Kopf ist eine Domkuppel, oben scheint die Sonne rein und hier ist der Ton A."
Weiter ging's mit lockeren Zungenspielen, langen Pinocchio-Nasen, einem Krokodil und Kermit.
Beim Ständchen zum Schluss hatten wir das Gelernte jedoch scheinbar schon wieder vergessen; das Einatmen war immer noch zu hören... ...aber wir wissen ja jetzt, wie wir daran arbeiten können!
Ein Stündchen Mittagspause und dann stand auch schon der Shuttle zum nächsten Event bereit.
Doch die Fahrer wussten gar nicht wo sie uns hinfahren müssen... Nach kurzem hin und her kam zum Glück die Chefin dazu und schaffte Abhilfe. Nach ca. 15 Minuten wurden wir am Waldrand aus den Autos geworfen und von Räubern erwartet.
Diese weihten uns in ihr spannendes Räuberleben ein und um ein wirklicher Räuber zu werden, mussten wir erst einmal ein Räuberexamen bestehen.
So wurden wir in 2 Gruppen aufgeteilt und bei verschiedenen Prüfungen auf unsere Eignung getestet. Es musste eine Wildsau erlegt (Sauspeerwurf), mit dem Zwackel geschossen, Holz gestapelt und gesägt sowie ein Rad den Berg hinab gerollt werden, ohne umzufallen (das Rad - versteht sich... ;-)). Und zu guter Letzt unsere leichteste Übung: ein Krug Wein mit einer Hand anheben und daraus trinken. Der theoretische Teil ist auch schnell erledigt und dann folgte die Auswertungen.
Am Ende hatten wir alle das Examen bestanden und sind nun geprüfte Räuber und Oberräuber. Zu einer richtigen Räuberbande gehört natürlich auch ein Räuberhauptmann. Unser Klaus hatte seine Prüfungen so super gemeistert, das er diesen Titel verdiente. Und die Räuberbraut wurde, nach einem Stechen (nochmal die Sau erlegen) zwischen Silke, Viola und Sabine unsere Silke.
Zurück im Hotel, wurde erst mal das Examen würdig begossen und der Nachmittag auf der Terrasse bei schönster Aussicht oder im Schwimmbad genossen.
Wir dachten auch den Abend so weiter ausklingen lassen zu können, doch gegen 21 Uhr wurden wir plötzlich überfallen. Zwei Räuber stürmten mit Pistolen bewaffnet zur Tür herein. Schnell stellten wir fest, dass die lustigen Gesellen uns den Abend in bester Spessartmanier verschönern wollen.
Sie inspizierten erstmal unsere Wertgegenstände und entführten unsere Heike F.
Und die Männer? Schauten einfach zu...
Darüber haben sich die Räuber schon sehr gewundert, als sie nach kurzer Zeit mit Heike als Räuberbraut im Schlepptau wieder zurück kamen. Mit einem romantischen Räuberlied und einer Runde Räuberschnaps für alle, wurde die neue Räuberbraut Willkommen geheißen.
Weiter ging es mit einem feuchtfröhlichen Duell zwischen Ronny und Klaus, um den wahren Räuberhauptmann. Weinkrug stemmen hieß die Disziplin. Am Ende hat Klaus seinen schon am Nachmittag verdienten Titel bestens verteidigt.
Der Rest der Anwesenden wurde erstmal mit schwarzer Farbe im Gesicht in die Räubergemeinschaft aufgenommen.
Das zweite Duell fand zwischen Wolfgang und Bringfried statt. Als Hirsch verkleidet mussten sie mit einer Gießkanne den Brunftschrei nachahmen. Was für ein Spaß! Hier war Bringfried der eindeutige Sieger.
Leider verging dieser räuberische Abend mit lustigen Geschichten und Liedern viel zu schnell.
Nach einer kurzen Nacht hieß es dann am Sonntag Abschied nehmen.
Einen würdigen Abschluss mit Gänsehauteffekt fand unsere Fahrt ins Blaue bei der musikalischen Mitgestaltung des Sonntagsgottesdienst in der Kirche in Salmünster.
Anschließend traten wir direkt die Heimfahrt an, welche beim Gedanken an das räuberische Wochenende viel zu schnell verging.
Unterwegs legten wir noch eine kurze Pause ein. Der Hunger plagte doch so manchen Magen. Das Einzige, was es auf die schnelle am Imbiss unterhalb der Drei Gleichen gab, waren Roster und Brätel. Wer sich für das Brätel entschied, hatte definitiv die bessere Wahl getroffen. Die Roster entsprach so gar nicht unserem Geschmack und den verwöhnten ostthüringer Gaumen...
...für uns steht fest: das soll nicht unsere letzte Reise in den Spessart & ins Landhotel Betz gewesen sein!!
Zu guter Letzt noch der Spruch des Wochenendes:
Silvana zu Bringfried: „Ich mach ein Selfie von dir. ... Du siehst aus wie ein Strolchdieb!"
Text: Susi | Bilder: Gudrun